War's das?...


Mittwoch, 26. April 2006

...fragten wir uns,
als wir mit unserem Brummi an der griechisch/türkischen Grenze
durch die Desinfektionsanlage fuhren.

Nachdem wir die von Menschen festgelegte Linie überfuhren,
waren wir politisch gesehen wieder in der EU,
nachdem wir vor einigen Stunden auch geographisch europäischen Boden betraten.

Das seltsame Gefühl wieder zu Hause angelangt zu sein, schlich sich bei uns ein.

Eine Mischung aus Erleichterung und Wehmut am Ende der Reise angelangt zu sein.

Gerade eben, vor vier Wochen, saßen wir noch an unserem Traumstrand
in Goa am indischen Ozean, ca. 10000 km entfernt.

Dabei schien unsere Rückreise unter keinem guten Stern zu stehen.

Die Berichte von Unruhen mit zahlreichen Toten in Iran und Pakistan,
wegen der Mohamed Cartoons, erreichten uns inzwischen auch in Indien.

Gerüchte, daß der Iran keine Visa mehr für Europäer erteilt
und die Grenzen geschlossen würden, machten die Runde.

Da wir aber unsere Visa schon in der Tasche hatten,
fuhren wir mit unseren sechs Jungs, die uns aus München besuchten, los.

Von Agonda nach Vagator, unserem ersten Stop auf der Rückreise.

Nach ca. 50 km hatten wir unsere erste Reifenpanne.

Das auch noch an einer stark befahrenen, einspurigen Straße,
bergauf, an einer unübersichtlichen Kurve.

Das fängt ja gut an!

Alle zusammen hatten wir das Rad aber schnell gewechselt
und erreichten am Nachmittag Steves Hilltop Resort,
wo wir uns nochmals richtig kulinarisch verwöhnen ließen.

Am nächsten Tag gingen die Probleme jedoch weiter:

Es stellte sich heraus, das der Schlauch des defekten Reifens im Begriff war,
sich in Gummistaub aufzulösen.

Es mußte ein Neuer her, was sich jedoch als schwierig erwies.

Die größten Reifen, auf denen die indischen Trucks rollen,
waren eine Nummer kleiner als unsere.

Aber wieder einmal konnten wir uns auf das Organisationstalent der Inder verlassen.

Unser Reifenflicker versprach uns,
in seiner Mittagspause seinen kleinen Verschlag zu schließen
und mit seiner Vespa in ein 70 km entferntes Erzabbaugebiet zu fahren.

Er meinte, daß die Tieflader dort größere Reifen hätten
und er versuchen werde, dort einen Schlauch aufzutreiben.

Tatsächlich erhielten wir am selben Abend unseren Reifen
mit neuem Schlauch wieder zurück.

Mit einem Tag Verspätung ging's dann aber endgültig los Richtung Heimat.

Auf größtenteils guten Straßen erreichten wir nach acht Tagen und 2300 km
die indisch/pakistanische Grenze.

Wir wurden zunehmend nervöser,
da uns die korrupte Madame von der Einreise noch gut im Gedächtnis war
und wir immer noch kein Carnet für unseren Außenborder hatten.

Alle Formalitäten verliefen jedoch reibungslos und ungewöhnlich schnell.

Auch Madame war nicht zu sehen.

Dafür zwei große, neue Tafeln, auf denen zu lesen war,
daß man alle Versuche von Bestechung oder Bakschischforderungen
bei der angegebenen Telefonnummer melden sollte.

Sehr schön,
da hat sich die alte Lady wohl mal etwas zu weit aus dem Fenster gelehnt.

Auf pakistanischer Seite ging die Abfertigung ebenfalls
erstaunlich schnell von statten.

So waren wir bereits mittags in Pakistan, mitten in Lahore.

Eben in jener Stadt,
in der es vor zwei Wochen noch große Demonstrationen und Ausschreitungen
wegen der Mohamed Karikaturen gab.

Davon war jedoch nichts mehr zu spüren.

Im Gegenteil.

Als wir uns wieder einmal in der Stadt verfuhren,
half man uns in gewohnt islamischer Freundlichkeit weiter.

Uns gegenüber waren die Pakistanis aufgeschlossen und hilfsbereit,
wie bei der Durchreise vor über einem Jahr.

Bei den Restaurants und Tankstellen, an denen wir übernachteten,
fühlten wir uns immer willkommen.

Alle waren an einem Gespräch interessiert
und nie fiel irgend ein Wort über die Mohamed Cartoons.

So verhaßt, wie uns die westlichen Medien weis machen wollen,
waren wir Europäer wohl doch nicht.

Bereits bei unserer zweiten Übernachtung an einer Großtankstelle
wurden wir zu Tee und Gebäck eingeladen.

Der Besitzer bot uns noch sein Bad in seinen Privaträumen an
und ließ uns in seinem Garten hinter der Tankstelle zwei Stühle stellen,
damit wir uns entspannen konnten.

Nach kurzer Zeit wurden wir von der gesamten Crew ins Büro gebeten,
es galt die neue Errungenschaft des Chefs zu bestaunen.

Er hatte sich einen großen Fernseher mit Satellitenempfangsgerät angeschafft.

So konnte man auch hier das Weltgeschehen verfolgen
und unter vielen islamischen und westlichen Kanälen wählen.

Der beliebteste Sender war der Fashionchannel.

Gerade lief ein Beitrag über die Mailänder Modewoche.

Den Gesichtern aller Anwesenden konnte man jedoch entnehmen,
daß sie nicht an der Mode
bzw. den teilweise kaum vorhandenen Kleidern interessiert waren.

Porno Light für den Orient.

Ich bin mir heute noch nicht sicher,
ob es mir gelungen ist, die Leute davon zu überzeugen,
daß normalerweise die Frauen in Europa nicht schrecklichen Hunger leiden müssen
bzw. halbnackt und abgemagert durch die Straßen laufen.

Bei Sukkur bogen wir ab in den Nordwesten Richtung Bolanpass und Quetta.

Da der meiste Verkehr sich in Richtung der Hafenstadt Karachi bewegte,
wurde es zunehmend leerer auf den Straßen.

Hinter Jacobabad schienen wir dann alleine auf der Straße unterwegs zu sein.

Ca. 10 km nachdem wir die Grenze nach Beluchistan überschritten hatten,
wurden wir zum ersten Mal vom Militär aufgehalten.

Es herrschte große Aufregung,
daß man uns bis hier her ohne Begleitung fahren lassen hat.

Wir wunderten uns zwar,
warum die Hälfte aller Fahrzeuge aus Jeeps
mit fest montierten Maschinengewehren bestanden,
die offensichtlich nicht zum Militär gehörten,

daß hier permanent Menschen entführt würden
kam uns jedoch wieder einmal etwas übertrieben vor.

Es wurde viel herumgefunkt und nachdem wir erklärten,
daß wir vor einem Jahr auch ohne Eskorte durch Pakistan fuhren
und wo wir seit dem noch so gefahren sind, ließ man uns ohne Eskorte weiter fahren.

Nach weiteren fast menschenleeren 50 km standen wir plötzlich im Stau.

Mitten in der Kachhi Wüste.


Warum die Straße unterbrochen war, konnten wir jedoch nicht sehen,
da wir im Gelände an den kilometerlang wartenden LKWs vorbeifuhren.

Am selben Abend war der Bolanpass erreicht
und es wurde zum ersten Mal seit Monaten wieder so kalt,
daß wir einheizen mußten.

Am nächsten Tag hatten wir bereits am frühen Morgen Quetta hinter uns
und waren auf dem Weg nach Dalbandin, unserer letzten Station in Pakistan.

Das Gelände wurde wieder offener,
die Straßen noch weniger befahren
und man konnte ordentlich Kilometer machen.



Es dauerte jedoch nicht lange
und wir wurden zum zweiten Mal vom Militär aufgehalten.

Diesmal half alles Diskutieren nichts.

Ohne Eskorte wollte man uns nicht weiterfahren lassen,
da die nächsten 100 km zu gefährlich wären.

Also willigten wir ein.

Allerdings nur so lange,
bis ein Bewaffneter neben unserem Auto stand und wir begriffen,
daß dieser bei uns mitfahren und unsere Eskorte sein sollte.

Angeblich hätte man kein Fahrzeug zur Verfügung.

Das hatten wir uns anders vorgestellt.

Hatten wir doch von anderen Reisenden gehört,
daß sie immer mit einem Fahrzeug begleitet wurden.

Also ging die Diskussion von Neuem los.

Nach langem Hin und Her
konnte ich jedoch mit einer kleinen Notlüge
die Situation für uns entscheidend beeinflussen.

Ich machte dem Obersten klar,
daß wir als Buddhisten keine Waffen in unserem Haus,
das unser Brummi ja sei,
dulden könnten.

So wurde nach ca. 2 Stunden Aufenthalt
eine alte 125er Honda aus einem Schuppen geholt.

Ein Fahrer und ein Bewaffneter folgten uns so anfangs,
bis wir geländebedingt wieder schneller fahren konnten.

Der Abstand zu unseren Begleitern wurde immer größer
und wir beschlossen so zu tun, als hätten wir nichts gemerkt.

Abgehängt!

Die Freude währte jedoch nur kurz.

Nach ca. 30 km überholte uns ein weiteres Motorrad mit zwei Soldaten.

Der Sozius grinste uns zu,
fuchtelte mit seinem Gewehr und deutete uns,
daß er vorausfahren würde.

So ging das wieder einige km bis sie plötzlich Gas gaben
und am Horizont verschwanden.


Abermals währte die Freude, wieder alleine fahren zu dürfen nur kurz.

Wir sahen unsere Begleiter neben der Straße
an einem Krankenwagen des Militärs stehen und wir wurden wieder angehalten.

Die Hecktüre des Wagens öffnete sich und statt eines Verletzten,
winkten uns vier, bis an die Zähne bewaffnete Soldaten zu.

Man schien wirklich alles Fahrbare zu nutzen, um uns begleiten zu können.


Nach weiteren ca. 30 km wurden wir an einem Checkpost verabschiedet
und konnten wieder alleine weiterfahren.

Abends war Dalbandin erreicht.

Innerhalb der Mauern des Customercheckposts
durften wir uns neben beschlagnahmten Bussen und Lkws
einen Platz zum Übernachten suchen.

Das riesige Gelände war mit einer mehrere Meter hohen Mauer umgeben
und an allen vier Ecken sowie am Eingangstor mit Türmen versehen.


Um uns zu zeigen, wie sicher wir hier stehen würden,
wurde noch schnell ein Sturmgewehr herbeigebracht.

Einer der netten Soldaten patrouillierte einige Zeit um unser Auto und meinte,
daß sie von den Türmen aus das ganze Land übersehen könnten
und sofort auf eventuelle Angreifer schießen würden.

Auch diesmal erklärten wir,
daß wir während unserer Zeit in Pakistan nie Probleme hatten
und wir dieses Land als sehr sicher einstuften,
ganz im Gegenteil zu einigen süd- oder osteuropäischen Ländern.

So wurde das, wie es schien, einzige Gewehr wieder weggepackt
und statt dessen Tee bereitet.

Als der Tee fertig war
traf auch Constabler Abdul Karim, der Chef des Postens, ein.

Ein schrulliger Alter.

Er lud uns sofort in sein Zimmer ein,
das sich oben in einem der vier Ecktürme befand.

Hier frönte er seinen Hobbys.

Das Züchten von seltsamen Vögeln, die aussahen wie zu groß geratene Wachteln,
und dem Vernichten der beschlagnahmten Drogen.

Besonders dieser Beschäftigung widmete er sich mit großer Hingabe und Ausdauer,
indem er einen Joint nach dem anderen rauchte.

Schließlich zeigte er uns noch seine neueste Errungenschaft:

Deutsche Selbstfahrer, die einige Tage zuvor bei ihm campierten,
schenkten ihm eine Modezeitschrift.

Wie all diese Zeitschriften, bestand auch diese zur einen Hälfte aus Werbung,
zur anderen aus Abbildungen teils halbnackter, magersüchtiger Models.

Wieder versuchten wir vergeblich zu erklären,
daß niemand in Europa entsprechend herumlaufen würde.

Uns stellte sich die Frage,
wieso man bei einer Reise mit dem eigenen Fahrzeug nach Pakistan
ein solches Magazin mitschleppt.

Wir sind zwar weis Gott nicht prüde,
aber selbst mit einer geringen Menge an Resthirn könnte man dahinterkommen,
daß man in Ländern, in denen diese Magazine als Pornographie angesehen werden
und die Frauen nur in Burkas auf die Straße gehen,
nicht solche Geschenke verteilt.

Als wir am nächsten Tag mittags an der Grenze angelangt sind,
hat sich unser Ärger über derart fehlende Feinfühligkeit wieder gelegt,
da wir nun wieder andere Sorgen hatten.

Würden wir auch hier wieder unseren Außenborder durchbekommen?

Als wir gerade mit unseren Papieren an der Reihe waren,
standen plötzlich alle Beamte auf und verließen den Saal:

Mittagsgebet

Also ging ich nach draußen zu Kathrin,
die sich gerade mit sechs türkischen LKW Fahrern angefreundet hatte,
welche schon seit Tagen auf ihre Pässe warteten.

Sofort wurden wir eingeladen, mit ihnen zu essen und Tee zu trinken.

Die Zeit verging im Flug und wir vergaßen ganz unsere Papiere.

Wir saßen zwischen den geparkten LKWs und hatten mächtigen Spaß mit den Türken,
als ein pakistanischer Beamter unsere abgefertigten Papiere brachte
und meinte wir könnten fahren.

Das ist Service.

Wir beschlossen jedoch diesen Abend noch an der Grenze zu bleiben
und unseren neu gewonnenen türkischen Freunden Gesellschaft zu leisten.

Die hatte sich mehrfach gelohnt.

Wir hatten wieder einmal eine kleine Fahrpause,
einen lustigen Abend mit köstlichstem Essen
und Geld getauscht;

wobei der von den Türken für uns ausgehandelte Kurs das Doppelte von dem betrug,
was man uns geboten hatte.

Am nächsten Tag ging alles ganz schnell.

Binnen weniger Stunden standen wir mit fertigen Papieren
innerhalb der iranischen Grenze.

Unser Brummi wurde nur kurz in Augenschein genommen
und wir nach Alkohol oder Schweinefleisch gefragt,
was ja beides im Iran verboten ist.

Dann gab man uns noch eine Patrouille mit für die ersten 50km,
die allgemein als nicht sehr sicher gelten,
auch wenn wir bei der Hinreise weder Probleme,
noch eine militärische Begleitung hatten.

Als wir verabschiedet wurden,
wurden wir noch von dem Polizisten, der unser Auto begutachtete gefragt,
ob wir nicht etwas Alkohol für ihn hätten.

Als wir verneinten war er sichtlich enttäuscht
und wir verstanden, weshalb sie uns unbedingt begleiten wollten.

Im Iran genossen wir es wieder rechts fahren zu können
und die sehr gut ausgebauten Straßen.

So konnte sich Kathrin, deren Bauch inzwischen beängstigende Ausmasse erreichte,
auch während der Fahrt mal ins Bett legen.

Da wir gut in der Zeit lagen
(Ostern wollten wir auf Kreta sein)
gönnten wir uns immer wieder längere Pausen
abseits der Straße in der Wüste.


Auch das Tanken machte wieder richtig Spaß,

Bei unserem ersten Tankstop bekamen wir für umgerechnet 1,85 Euronen,
über 150 Liter Diesel.

Auch im Iran wurden wir immer höflich und gastfreundlich behandelt.

Nur einmal, als wir an einer der wenigen geöffneten Tankstellen
nach 45 Minuten an der Reihe waren,
weigerte sich der Tankwart unser Fahrzeug zu befüllen,
nachdem er nach unserer Nationalität gefragt hatte.

Er meinte, er würde Schwierigkeiten bekommen, wenn er an uns Diesel verkaufe.

Schon begann ein heftiger Wortwechsel mit allen mit uns wartenden LKW Fahrern.

Sie setzten sich alle für uns ein, doch der Gute war nicht zu erweichen.

Schließlich kam einer der Fahrer zu uns,
der gerade mehrere Tausend Liter Diesel in die mächtigen Tanks
seines amerikanischen Mack-Trucks laufen lies.

Er meinte, wir sollten uns kurz hinter der Tanke treffen
und er würde uns dann von seinem Lkw aus betanken.

Ein weiterer Beweis für islamische Hilfsbereitschaft.

Dazu kam es jedoch nicht.

Als wir gerade an der Zapfsäule vorbeifahren wollten,
hielt uns der stur gebliebene Tankwart auf und fragte,
ob wir denn auch Dollars hätten.

Kurz nachdem wir bejahten, lief der Diesel in unseren Tank.

Da lag das Problem also.

Der Gute wollte etwas harte Währung für sich abzwacken.

Und das nicht zu wenig.

Für gut 200 Liter verlangte er unverschämte 6 Dollar,
wofür er sich den lautstarken Protest der umstehenden Fahrer einhandelte.

Angesichts der uns in der Türkei erwartenden Dieselpreise
zahlten wir jedoch anstandslos und machten uns aus dem Staub.

Nach nur vier Tagen hatten wir den Iran durchfahren
und verbrachten unsere letzte Nacht auf einem TIR-Park
vor einer türkischen Lokantasi.

Dabei handelte es sich nicht um einen Park
in dem Tiere in Käfigen zur Schau gestellt werden,
sondern um einen großen Parkplatz für LKWs,
die im internationalen Verkehr unterwegs sind.

Nach der vielen Fahrerei der letzten Tage
und unserem ersten leckeren türkischen Essen seit langem,
fielen wir sofort in einen tiefen Schlaf.

Schon früh am nächsten Morgen riß uns der Wecker aus den Träumen.

Wir wollten früh los, damit wir bis abends die Grenze hinter uns gebracht
und den Campingplatz in Dogubayazid erreicht haben.

Noch etwas schlaftrunken brachten wir die ersten ca. fünf Kilometer hinter uns,
als uns der Schreck in die Knochen fuhr und wir augenblicklich hellwach waren.

Hinter einer langgezogenen Kurve kam uns das erste Auto auf unserer Spur entgegen.

Ein Geisterfahrer!

Da uns nur noch ca. 500 Meter trennten,
schallte ich ihm fast meinen ganzen Pressluftvorrat
durch unsere Truckhörner entgegen.

Meine in Indien montierten (eigentlich verbotenen)
100 Watt Fernlichter sollten ihm den Rest geben.

Aber erst kurz vor unserem Brummi schien der Fahrer zu erwachen
und versuchte sich auf äußerst sportliche Weise nach links,
abseits der Straße in Sicherheit zu bringen.

Kathrin und ich waren noch einige Zeit beschäftigt ihn zu verwünschen,
als sie plötzlich rief:

!DU FÄHRST JA LINKS!

Da war's mal wieder:

MEGAPEINLICH!

Über ein Jahr Linksverkehr kann man wohl nicht so einfach umkonditionieren.

Wir trösteten uns jedoch mit dem Gedanken,
daß der arme Kerl zu so früher Stunde, zumindest an diesem Tag,
hellwach an seinem Arbeitsplatz eintreffen würde.

Ohne weitere Zwischenfälle erreichten wir wie vorgesehen, am frühen Abend,
den Campingplatz in Dogubayazid, unterhalb des Ishak Pasa Sarays.

Wie vor eineinhalb Jahren lag noch Schnee und es war bitterkalt.

Wir beschlossen dennoch zwei Tage Pause einzulegen,
um uns zu erholen und uns im Restaurant mit herrlichem Blick auf den Ararat
verwöhnen zu lassen.

Bei eiskaltem Schneegestöber füllten wir dann noch unsere Wasservorräte auf,
schmierten unseren Wagen ab und wechselten das Motoröl.

Dann sollte es eigentlich losgehen,
aber wieder einmal ist uns der Diesel eingefroren.

Irgendwie schafften wir es aber hinunter in die Stadt und tankten,
zu nun horrenden Preisen, 30 Liter Benzin auf den Diesel
und so konnten wir ohne weitere Pannen
in drei Tagen die griechische Grenze erreichen.

Hinter der Desinfektionsanlage empfing uns
ein fließend deutsch sprechender, griechischer Officer.

Ich öffnete ihm unser vor klebrigem Desinfektionsmittel tropfendes Auto.

Er warf einen Blick hinein und fragte uns, ob wir Drogen dabei hätten.

Er zeigte auf einen Aufnäher auf seiner Uniform und meinte,
daß er auch einen Drogenhund hätte.

Nach fast einem Monat Fahrt,
mehreren tausend zurückgelegten Kilometern
und drei Grenzen, erschien uns das so absurd,
daß wir beide nur lachen konnten und meinten, das wäre überhaupt kein Problem.

Der Zöllner schien etwas verunsichert.

Entweder hatten wir wirklich keine Drogen in unserem Auto
oder wir waren total abgebrüht.

Das wollte er aber nicht herausfinden und wünschte uns lieber eine gute Reise.

Nach weiteren drei Tagen
und nachdem wir im Lidl in Thesaloniki einem Kaufrausch erlagen,
sind wir am Anfangs- und nun auch endgültigen Endpunkt unserer Reise,
auf Kreta angelangt.


Hier wollen wir uns noch von der Fahrt erholen,
Pläne für die Zukunft schmieden,
all unsere Eindrücke nochmals Revue passieren lassen:

In eineinhalb Jahren haben wir 36000 km zurückgelegt,
viele interessante und nette Menschen kennengelernt,
gefährliche und ungewöhnliche Situationen gemeistert
und unvergeßliche Momente erlebt.

Wir sind froh, daß wir uns zu dieser Reise entschlossen haben.

Ein Erlebnis, das sich nur wenige Menschen gönnen,
das aber bestimmt niemand bis an sein Lebensende vergessen wird.

... to be continued




Fazit:

Kreta:

Ausgangs- und Endpunkt unserer Reise ist und bleibt unsere Lieblingsinsel.

Unsere zweite Heimat.

Türkei:

Beide Male hatten wir die Türkei unter einer dicken Schneedecke erlebt.

Trotzdem konnte man die faszinierenden Landschaften darunter erahnen.

Da wir uns vor der großen Kälte meistens ins Auto flüchteten,
hatten wir leider nur wenig Kontakt zu den Menschen.

Diejenigen, die wir trafen waren alle äusserst freundlich
und für deutsche Verhältnisse geradezu beschämend gastfreundlich.

Im äußersten Osten der Türkei lernten wir Kurden und ihre Probleme kennen.

Der türkische Staat verlangt ihnen alle Pflichten eines Staatsbürgers ab,
verweigert jedoch zum Teil eine umfassende Gesundheitsversorgung
oder höhere Schulbildung.

Die Kurden setzen ihre ganze Hoffnung auf den Beitritt der Türkei in die EU.

Eine Voraussetzung dafür ist die Lösung des Kurdenproblems.

Bleibt zu hoffen, daß es nicht so aussieht, wie in den vergangenen Jahrzehnten.

Gerade war in den Zeitungen zu lesen,
daß die türkische Armee 250000 Soldaten für eine neue Großoffensive
im Kurdengebiet zusammenzieht.

Angesichts des Weltgeschehens nach dem 11.9.2001
und dem Verbot der PKK in den 90ern
sind die Kurden leider aus dem Blickpunkt unseres Interesses geraten.

Wir hoffen, daß eine friedliche Lösung gefunden wird,
die wir den Türken wie auch den Kurden von Herzen wünschen.

Die Türkei steht wegen ihrer faszinierenden Landschaft und ihrer Menschen
(Türken wie Kurden)
auf der Liste der Länder, die wir nochmals intensiver bereisen wollen, ganz oben.

 

Iran:

Den angeblichen Schurkenstaat,
wie ihn der oberste Cowboy der Welt bezeichnet,
erlebten wir als äußerst modernen und zivilisierten Staat.

Das Bild eines mittelalterlichen Gottesstaates,
voll mit islamischen Fundamentalisten und Terroristen,
das uns die westlichen Medien so gerne vermitteln,
ist voll daneben.

Im Iran waren wir die für alle von fern erkennbaren Ausländer.

Trotzdem wurden wir immer mit viel Respekt
und der sprichwörtlichen islamischen Gastfreundschaft empfangen.

Blieben wir irgendwo zu einer Rast stehen,
kam meist jemand und fragte,
ob wir Probleme hätten und er uns helfen könne.

Daß es in diesem Land natürlich auch politische Probleme
und islamistische Eiferer gibt, wollen wir jedoch nicht verleugnen.

Die Gefahr für einen dunkelhäutigen Ausländer,
im "hochzivilisierten" Westen, an einen Faschisten bzw. Neonazi zu geraten,
dürfte jedoch um ein vielfaches höher sein,
als es für uns war, an Fundamentalisten zu geraten.

Bei unserer Heimfahrt durch den Iran
herrschte gerade großes Säbelrasseln zwischen der Weltpolizei USA
und dem neuen Staatspräsidenten Ahmadinedschad wegen Irans Atomprogramm.

Wir sind natürlich absolute Gegner von Atomwaffen,
aber der Meinung, daß ein Land, das den Atomwaffensperrvertrag unterschrieben hat,
das selbe Recht auf friedliche Nutzung der Atomenergie hat,
wie nichtislamische, westliche Länder.

Antiisraelische Äußerungen des neuen Präsidenten
(die man natürlich in keinster Weise unterstützen kann)
werden gerne herangezogen,
um die scheinbar vom Iran ausgehende Gefahr zu untermauern.

Andere öffentlich gemachte Aussagen des neuen Präsidenten,
daß Massenvernichtungswaffen mit dem Islam überhaupt nicht vereinbar sind,
läßt man gerne unter den Tisch fallen.

Außerdem sollten sich die Politiker der westlichen Welt einmal vor Augen halten,
daß im Gegensatz zu den meisten ihrer Länder,
vom Iran seit Generationen kein Angriffskrieg gegen andere Länder geführt wurde.

Wir haben jedenfalls bedauert, daß wir beide Male nur Transitvisas hatten
und interessante Orte wie Persepolis, Esfahan, Shiraz etc. nicht besuchten.

Uns hat der Iran jedoch derart beeindruckt, daß wir jederzeit,
wenn es unsere private Situation und die politische Lage zulassen,
das Land ausgiebiger bereisen würden.

 

Pakistan:

Im Großen und Ganzen trifft für Land und Leute das Selbe zu
wie für den Iran.

Sicher gab es auch hier,
in Gegenden,in denen wir in freier Natur campierten,
schon einmal Entführungen.

Mag sein, daß wir teilweise zu naiv waren oder einfach nur Glück hatten.

Wir verließen uns bei der Schlafplatzsuche fast immer auf unser Gefühl.

Wir hatten nie Angst oder fühlten uns unsicher.

In Florida werden vielfach mehr Menschen (auch Touristen) bei Überfällen getötet,
als in Pakistan oder Iran bei Entführungen.

Trotzdem würde niemand auf die Idee kommen
und vor einer Reise in das Urlaubsparadies warnen.

Leider hatten wir von Pakistan auch nur sehr wenig gesehen.

Bei der Hinreise herrschte im Norden noch der Winter.

Kurz vor unserer Heimreise wurden weite Gebiete des Nordens
durch ein verheerendes Erdbeben zerstört.

Den Menschen fehlte es oft an den lebensnotwendigsten Dingen.

Alles andere was sie nun brauchten waren Katastrophentouristen.

Kulturelle und landschaftliche Highlights
wie Peshawar, Swat Valley, Karakorum Highway, etc.
werden wir wohl zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal bereisen müssen.

 

Nepal:

Ein unglaublich faszinierendes Land.

Auf relativ geringer Fläche bietet es eine unglaubliche Vielfalt
an landschaftlicher Schönheit.

Im Süden die Ebene des Terrai mit wilden Nashörnern und Elefanten,
im Norden die gigantischen Sieben- und Achttausender des Himalayamassivs.

Dazwischen grünes Bergland mit den Metropolen Pokhara und Kathmandu.

Bevölkert von Menschen, deren Fröhlichkeit geradezu ansteckend wirkt.

Von Indien kommend fällt besonders das gesunde Selbstbewußtsein der Männer
und vor allem der Frauen auf.

Die Unterdrückung der Frauen, wie wir sie oft in den anderen Ländern erlebten,
war wenn vorhanden, nicht festzustellen.

Wir empfanden die Nepali als unglaublich friedliches Volk.

Ihre Bezeichnung für Nepal:

"NeverEndPeaceAndLove"

scheint jedoch in den letzten Jahren an Bedeutung verloren zu haben.

Die Auseinandersetzungen zwischen der Armee des Königs und den Maoisten
nehmen in den letzten Jahren immer mehr bürgerkriegsähnliche Zustände an.

Verlierer sind natürlich wie immer die einfachen Leute.

Wir hatten uns mit Maoisten ebenso unterhalten wie mit Royalisten.

Ihre Positionen schienen nicht unüberbrückbar weit auseinander zu liegen.

Wir konnten auch nicht für eine Partei mehr oder weniger Sympathie entwickeln,
da sie ja beide immer noch Nepali mit ihrem einnehmenden,
eigentlich friedlichen Wesen waren.

Bleibt zu hoffen, daß der König bald einlenkt
und wieder zu Verhandlungen und Demokratie zurückkehrt.

Für Touristen ist Nepal, unseres Erachtens, relativ ungefährlich zu bereisen.

Beide Parteien wissen, wie wichtig der Tourismus für ihr Land ist
und haben bei ihren Auseinandersetzungen
immer die Sicherheit der Touristen im Auge.

Hält man sich an gewisse Regeln
(bei Ausgangssperren, Streik, Nachtfahrten etc.)
kann man das ganze Land ohne größere Probleme bereisen
und wird unvergeßliche Eindrücke mit nach Hause nehmen.

 

Indien:

Indien ist unbegreiflich, groß und spaltet.

Aufgrund seiner Größe und Dichte an Menschen und Sehenswürdigkeiten
ist Indien selbst bei einem mehrmonatigen Aufenthalt
nicht annähernd vollständig zu bereisen.

Man ist immer genötigt, Abstriche zu machen
und die für einen selber wichtigen Highlights zu besuchen.

Wir selbst waren zeitweise von Tempeln, Sehenswürdigkeiten und Menschen
so gesättigt, daß wir uns längere Auszeiten in Nepal und Goa gönnten.

Indien spaltet in diejenigen, die es hassen und nie mehr wiederkommen
und in jene, die es lieben und so oft wie möglich wiederkommen.

Für uns trifft beides zu.

Hätten wir die Möglichkeit bald wieder eine große Reise zu unternehmen,
hätten wir sicherlich vorerst andere, noch nicht bereiste Länder im Auge.

Andererseits haben Land und Leute auch auf uns eine Faszination ausgeübt,
der wir uns wohl nicht auf Dauer entziehen können.

Indien zu verstehen ist für europäisch denkende Nichtasiaten unmöglich.

Das fängt beim Straßenverkehr an und hört bei komplexen Denkvorgängen auf.

Immer wenn wir dachten, jetzt hätten wir verstanden,
wurden wir im nächsten Moment eines Besseren belehrt.

Aber gerade das machte einen großen Teil der Faszination Indiens aus.

Außer natürlich wenn man als Selbstfahrer
im lebensgefährlichen Straßenverkehr unterwegs ist.

Auch wenn wir ihre Denk- und Handlungsweisen nie wirklich ergründeten,
haben wir in Indien viele Freunde gefunden.

Zwischenmenschliche Wärme braucht zum Glück keine rationalen Grundlagen.

 

Ladakh und Zanskar:

Diese beiden Gebiete im äußersten Norden Indiens führen wir gesondert auf,
da sie mit Indien so viel zu tun haben wie die Weißwurst mit Labskaus.

Muß ein Ladakhi nach Delhi, so sagt er selbst, er fährt nach Indien.

Auch für uns waren es zwei eigene Länder
und zugleich der absolute Höhepunkt unserer Reise.

Man bewegt sich hier in einer unbeschreiblich schönen Landschaft
inmitten der Himalaya Range.

Die gigantische, größtenteils menschenleere Bergwelt
hat uns derart nachhaltig beeindruckt,
wie ich es bis dahin nur von der Wüste in Afrika kannte.

Die hier noch erhaltene südtibetische Kultur
und die vielen buddhistischen Klöster strahlen eine unfaßbare Spiritualität aus,
der sich nicht einmal überzeugte Realisten
und bekennende Esoterikgegner wie ich, entziehen können.

Ich hoffe, daß wir einige Erfahrungen die wir gemacht
und Erkenntnisse, die wir gewonnen haben,
auf den Alltag umsetzen können.

Ladakh und Zanskar kann man nicht beschreiben, man muß es erleben.

Wir werden das sicher noch ein zweites Mal.

 

Unser Brummi:

Hat uns bis auf den Anlasser gleich zu Beginn unserer Reise
nie im Stich gelassen.

Er hat uns über den höchsten Paß der Welt,
durch Flüsse, über Dünen und viele tausend Kilometer Asphalt gebracht.

Auch bei -26 Grad sprang er zuverlässig an.

Beim Fahrzeug wird man immer Kompromisse machen müssen.

Uns war unser Auto teilweise zu groß.

Besonders, wenn es galt, sich in großen Städten zurechtzufinden,
oder auf den schmalen kurvigen Straßen Nordindiens.

Ab einer gewissen Größe erreicht man schließlich gewisse Orte nicht mehr.

Andererseits ist es im indischen Verkehr oft lebensentscheidend,
wie groß und robust ein Auto ist.

Von Vorteil war auch,
daß man in einem großen Auto eher eine Rückzugsmöglichkeit
vor schlechtem Wetter und aufdringlichen Mittelschichtindern hat.


Da wir in absehbarer Zeit keine größere Reise mehr machen werden,
macht ein Auto dieser Größe keinen Sinn für uns.

Daher werden wir uns bald schweren Herzens von unserem alten Brummi trennen
und ihm noch viele weite, aufregende Reisen wünschen.

 

Zu Verkaufen:

 

Mercedes LA 710 Allrad

So.Kfz. Wohnmobil, 7,49 Tonnen

EZ 1965, ca.130' tkm

TÜV kein Problem, auf Wunsch neu

Einzelbereifung 12,00-20 auf Sprengringfelgen

V-max 103 km/h (für den der's braucht)

Verbrauch: 13,8-16,6 (wir fuhren nie schneller als 85 km/h)

Verstärkte Federung (5cm höher)

300 Liter Diesel (240 Tank, 60 Kanister)

120 Liter Wasser

22 Liter Gas

 

100 Watt Solaranlage

Aufbau mit Stehhöhe

Holzausbau mit Gasherd, Holz/Kohleofen, Spüle, WC

Div. Neuteile: Anlasser, Radbremszylinder etc.

VB 7700.- Euronen

Der Preis versteht sich als Verhandlungsbasis. Je nachdem ob mit oder ohne TÜV bzw. mit welchem Zubehör

Wer noch Fragen zu unserer Reise oder dem Auto hat, kann sich gerne bei uns melden:

Unter Kontakte: Martin + Kathrin

Martin, Kathrin, J.


Zurück zur Hauptseite